Achtzehntes Bruchstück

Bardenlied

Nachgesang

[264] 1124

Ajito, Tissametteyyo,

Puṇṇako und auch Mettagū,

Dhotako, Upasīvo dann,

Nando, und ferner Hemako,


1125

Todeyyo, Kappo, diese zwei,

Jatukaṇṇī, gar hochgelahrt,

Bhadrāyudho und Udayo,

Alsdann der Priester Posālo,

Mogharājā, so tief bedacht,

Und Piṉgiyo, der Sehergreis:


1126

Es trat ein jeder vor den Herrn,

Den Seher, angelangt am Ziel:

Gar feine Frage mocht' er frei

Den besten Meister fragen dort.


1127

So gab der Herr denn Antwort an,

Bei jeder Frage Wort um Wort:

Als Denker deckt' er auf den Sinn,

Den Priestern heiter offenbar.


[265] 1128

Vom Hellgeäugten aufgeklärt,

Dem Meister, der der Sonne gleicht:

In seinen Orden zog es sie,

Zum Lehrer, der das Beste lehrt.


1129

Wo je da Frage ward erfragt:

Erwiesen wie der Herr sie hat,

Ihr so zu folgen wer vermag,

Er langt am andern Ufer an.


1130

Zum andern Ufer mag er ziehn,

Die beste Furt erfinden bald,

Um Überfahrt auf ewig hin,

Die Hinkunft also kunden aus.


Piṉgiyo:


(zu Bāvarī heimgekehrt)


1131

Von Hinkunft meld' ich Kunde gern,

So echt ersehn als offenbart:

Untrübsam, lauter, in sich klar,

Der Meister ohne Wunsch und Wahn,

Warum geraten hätt' er falsch?


1132

Aus Dust und Wust entgangen hin,

Von Schein und Dünkel Der sich schied:

Wohlan, gepriesen darf er sein,

Im Liede lobt man rechten Ruhm.


[266] 1133

Den Nebel brach er durch, erwacht, Allauge,

Weltende fand er, immerdar entwesen:

Den Wahnversieger, Leiden ganz entgangen,

Ich sah ihn, Priester, wirklich wie verheißen.


1134

Wie Vogel flüchten mag aus öder Haide,

Im fruchtbehangnen Haine froh zu rasten:

So hab' auch ich die Sümpfe gern verlassen,

Zu landen wie der Schwan am Meergestade.


1135

Die einst mir hatten offenbart,

Eh' hin ich kam zu Gotamo,

»So war es« und »So wird es sein«,

Es war nur Sage, Sagenwort,

Es mehrte mir nur Grübelgram:

Zufrieden sein, ich konnt' es nicht.


1136

Alleinig weilt er, wolkenlos,

Der weithin strahlend Licht verleiht,

Erlaucht in Wissen, Gotamo,

Ja, Gotamo, in sich erlaucht,


1137

Der mir die Satzung hat enthüllt,

Ersichtlich, ohne Zeitgesetz:

Wie Durst verschwindet ohne Qual,

Wo kein Vergleich mehr gelten kann.


Bāvarī:


1138

Wie mag dann, Piṉgiyo, von dir,

Auch noch so kurz, entbehrt er sein,

Erlaucht in Wissen, Gotamo,

Ja, Gotamo, in sich erlaucht,


[267] 1139

Der dir die Satzung hat enthüllt,

Ersichtlich, ohne Zeitgesetz:

Wie Durst verschwindet ohne Qual,

Wo kein Vergleich mehr gelten kann.


Piṉgiyo:


1140

Nicht doch, o Priester, mag von mir.

Auch noch so kurz, entbehrt er sein,

Erlaucht in Wissen, Gotamo,

Ja, Gotamo, in sich erlaucht,


1141

Der mir die Satzung hat enthüllt,

Ersichtlich, ohne Zeitgesetz:

Wie Durst verschwindet ohne Qual,

Wo kein Vergleich mehr gelten kann.


1142

Ich schau' im Geist ihn an als mit dem Auge,

Bei Tag und Nacht, o Priester, unvergeßlich:

Die Sonne geht mir auf in seiner Andacht,

Ich mag ihn also, dünkt mir, nicht entbehren.


1143

Vertrauen, Freude, herzlich Angedenken,

Sie neigen mich zu Gotamo dem Meister:

Wohin, wohin auch schreiten mag der Weise,

Dahin, dahin auch bin ich schon geneigt ihm.


1144

Weil greis ich worden, kraftlos meine Glieder,

So kann der Körper nicht mehr nach ihm folgen;

Gedankenflug, der treibt mich immer nahe,

Mein Herz, o Priester, mag ihn wohl begleiten.


[268] 1145

Im Sumpfe lag ich, eingesunken elend,

Von Moor zu Moore taucht' ich auf:

Da sah ich ihn, den wachen Herrn,

Der Flut entronnen, wahnversiegt.


1146

Wie schon Vakkali pries, der lang vertraute,

Bhadrāyudho, Āḷavī, endlich Gotamo:

So magst erwerben nun auch du Vertrauen,

Dem Sterbereich entwandern wirst du ewig hin.


Bāvarī:


1147

Es wird allmählich hell mein Sinn,

Das Denkerwort versteh' ich nun:

Der Weltenthüller, auferwacht,

Unsehrbar sagt er Antwort an.


1148

Der über Götter blickt empor,

Nach oben, unten alles weiß,

Garaus den Fragen macht der Herr:

In Zweifeln kommt man, geht bekehrt.


1149

Was keiner rauben, rütteln kann,

Wo kein Vergleich mehr gelten soll:

Wohlan, da will unwankbar hin ich wandeln,

So magst du kennen mein Gemüt ergeben.

Quelle:
Die Reden Gotamo Buddhos. Bd. 3, Zürich/Wien 1957, S. 264-269.
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